Am 3. August 2017 im General-Anzeiger Brugg:

                                                     Koffertausch

Jetzt ist es mir schon wieder passiert: Ich bin mit einem vertauschten Koffer unterwegs!

Thomas hat mir schon beim letztenmal gesagt, ich solle mir doch endlich einen Koffer kaufen, der nicht 08/15-Ware ist. Ich denke mir, der- oder diejenige, die meinen Koffer verwechselt hat, müsste doch bemerkt haben, wie er ausgebaucht ist. Aber vielleicht war es ja auch eine Frau, die wie ich notorisch zu viel einpackt.

Aber wenn es nun doch ein Mann ist? Was fängt der mit Strumpfhosen, Jupes und Büstenhaltern an?

Dabei habe ich mir extra ein neues Bikini und ein tolles Strandkleid gekauft. Na ja, war ja nicht besonders teuer. Und man kann alles ersetzen.

Mein erster Gang also zum Service-Center der Fluggesellschaft.

Da stocke ich. Eigentlich könnte ich mir ruhig zuerst den Inhalt „meines“ Koffers anschauen. Ich habe ja schon eine tolle Entdeckung gemacht beim letztenmal!

Das war damals ein Männer-Koffer – aber ganz offensichtlich nicht der eines Geschäftsmannes. Es gab darin weder Krawatten noch Hemden. Aber: einen Umhang aus blauglänzendem Stoff mit Sternenmuster, einen Hut, den man auseinanderklappen konnte, ein riesiges Messer in einer mit bunten Steinen besetzten Scheide, ein paar Kartonrollen, aus denen, als ich den Deckel wegzog, ein künstlicher Blumenstrauss heraussprang, eine Kristallkugel und noch viel Geheimnisvolles mehr!

Thomas meinte natürlich, ich müsse den Koffer unbedingt zurückgeben. Schliesslich sei das das Handwerkszeug eines Künstlers, und er werde sicher seine Auftritte absagen müssen, wenn ihm das alles fehle. Aber ich konnte mich schliesslich doch nicht trennen von diesen magischen Dingen, und so halte ich sie eben vor Thomas versteckt.

So, jetzt werde ich mich mal nach meinem Hotel umschauen. Ich stehe auf, nehme den Koffer fest in die Hand und marschiere damit durch den Zoll. Niemand hält mich auf, und ich blinzle vergnügt in die südliche Sonne.